Rund jeder fünfte Arbeitnehmer wird im Laufe seines Lebens berufsunfähig und muss sein weiteres Dasein von der Erwerbsminderungsrente fristen. Wohl dem, der privat vorgesorgt und eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen hat. Anbieter gibt es viele. Die elf größten Assekuranzen für Berufsunfähigkeitsversicherungen hat die Deutsche Gesellschaft für Verbraucherstudien (DtGV) jetzt in Kooperation mit N24 genauer untersucht.
Hier finden Sie einen neueren Test aus 2019!
Folgende Anbieter wurden in die Tests eingeschlossen:
- Alte Leipziger
- Debeka
- Dialog
- Ergo
- HDI
- Provinzial Rheinland
- R+V
- Swiss Life
- Volkswohl Bund
- Württembergische
- Zurich Deutscher Herold
Die Test-Kriterien wurden in drei unterschiedlich gewichtete Hauptbereiche untergliedert:
- Tarife & Konditionen: Welche Leistungen beinhalten die vorgeschlagenen Tarife und wie hoch ist der monatliche Beitrag? (50% des Gesamtwertes)
- Transparenz & Komfort: Wie transparent und benutzerfreundlich ist die Website? (30% des Gesamtwertes)
- Kundendienst: Wie gut sind die Kontaktmöglichkeiten? Berät der Kundendienst freundlich und kompetent? (20% des Gesamtwertes)
Alter, Beruf und Lebensumstände spielen in puncto Berufsunfähigkeit (BU) zwar eine Rolle, doch treffen kann es jeden. In der Studie wurden daher die Tarife für drei Personenprofile untersucht: Student (geringes Einkommen), selbständiger Wirtschaftsingenieur (hohes Einkommen), Bürokauffrau (mittleres Einkommen). Für jedes Profil wurde die gewünschte Rente im Vorfeld angegeben. Alle Versicherer brachten auf Anfrage die günstigsten Tarife ein, die den Anforderungen am ehesten entsprachen.
Die Leistungsanalyse in der Kategorie Transparenz & Komfort fand durch Experten statt. Der Kundendienst wurde mit jeweils fünf telefonischen Anfragen auf die Probe gestellt.
Tarife & Konditionen
Die Analyse der zentralen Elemente – Rentenanspruch und Zahlungen – ließ bei keiner der untersuchten Policen größere Fallstricke oder sonstige, für den Versicherten im Ernstfall stark nachteilige Elemente erkennen. Alle versicherten bereits ab dem ersten Beitrag und verzichteten auf die sogenannte „abstrakte Verweisung“, wonach Versicherer im eigentlichen Leistungsfall die Zahlung verweigern können, indem darauf verwiesen wird, dass der Geschädigte ja durchaus noch in einem anderen, vergleichbaren Beruf tätig werden könne. Lediglich Zurich machte diesbezüglich eine Ausnahme für Studenten.
Zehn der elf Anbieter verzichten in ihren Policen auch auf den Anspruch, dass vor Anerkennung der BU zunächst eine mögliche Umorganisation des Arbeitsplatzes geprüft werden kann. Nur die Württembergische machte dies einzelfallabhängig.
Bei Berufsunfähigkeitsversicherungen kein unwichtiges Thema: die Befristung. Während einige Versicherer sich vorbehalten, in Einzelfällen nach einer bestimmten Zeit (i.d.R. 12-24 Monate) im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung zu kontrollieren, ob noch eine BU vorliegt, sehen andere Policen keinerlei Befristung vor. Doch bei allen Versicherungen gilt: Kein Anbieter fordert hinterher das Geld wieder zurück, wenn bei einer erneuten Leistungsprüfung eine BU ausgeschlossen wird.
Ebenfalls wichtig zu wissen: Fast die Hälfte der getesteten Tarife enthielt eine Klausel, nach der vor Zahlung Heilbehandlungen und andere Anwendungen angeordnet werden konnten. Nur die Swiss Life, Zurich, R+V, Volkswohl Bund, Württembergische und die Dialog verzichteten darauf ohne Einschränkungen und vermieden so eine Verschleppung der Leistungsprüfung für den Patienten.
Auch ließen die Swiss Life, Zurich und R+V von einer Klausel zur Beitragsanpassung ab, nach der Versicherer in finanziellen Schwierigkeiten Beiträge erhöhen dürfen.
Die besten Leistungen zeigte die Swiss Life. Diese gewährte über alle Kundenprofile hinweg umfassenden Schutz, der jedoch auch seinen Preis hat: Für den 37jährigen Wirtschaftsingenieur beispielsweise bedeutete dies einen monatlichen Bruttobeitrag von rund 156,50 € – für eine monatliche BU-Rente i.H.v. 2.000 €.
Wer auf der Suche nach dem günstigsten Anbieter ist: Ein zwar reduziertes, aber immer noch solides Leistungspaket offerierte die HDI zu einem Preis, den kein anderer Versicherer unterbot. Hier hätte der Wirtschaftsingenieur für dieselbe Zielrente lediglich 74,37€ monatlich zu zahlen. Etwas teurer, aber immer noch unter den drei preiswertesten Versicherern: Die Dialog Lebensversicherung und Zurich Deutscher Herold.
Transparenz und Komfort
Die Internetauftritte der Berufsunfähigkeitsversicherer wurden im Allgemeinen als sehr übersichtlich und nutzerfreundlich bewertet. Klar strukturierte Hauptmenüs ermöglichten einen leichten Einstieg in das Thema BU. Bis auf die Ergo informierten alle Anbieter zumindest grob über mögliche Ursachen einer Berufsunfähigkeit, acht von elf präsentierten übersichtliche Darstellungen zur Häufigkeit der Krankheiten.
Wollte man sich allerdings näher über die bestehenden Tarife informieren, war es um die Informationsbereitschaft der Versicherer nicht mehr ganz so gut bestellt: Nur die Alte Leipziger und Dialog stellten für den Bereich Berufsunfähigkeitsversicherung Tarifrechner zur Verfügung – und auch nur bei diesen beiden konnten die Tarifkonditionen heruntergeladen werden.
In puncto Transparenz und Komfort erhielt der Webauftritt der Dialog die beste Bewertung im Test. Die Zurich und Alte Leipziger belegten Platz zwei und drei in dieser Teilkategorie.
Kundendienst
Versicherungsprodukte sind in der Regel alles andere als selbsterklärend – und Berufsunfähigkeitsversicherungen stellen diesbezüglich wahrlich keine Ausnahme dar. Dementsprechend groß ist der Erklärungs- bzw. Beratungsbedarf. Umso erstaunter waren die Tester, dass der telefonische Kontakt nur bei drei Versicherern (R + V, Debeka, Ergo) kostenlos war. Auch die Erreichbarkeit ließ zum Teil stark zu wünschen übrig, vor allem bei der Ergo und der Swiss Life war viel Geduld nötig. War der Kontakt zu einem Mitarbeiter hergestellt, erwiesen sich diese zwar als durchaus kompetent, jedoch ließen Freundlichkeit und Kundenorientierung des Öfteren zu wünschen übrig.
Den ersten Platz in der Kundendienst-Gesamtwertung erzielte die R+V Versicherung, gefolgt von Volkswohl Bund und Dialog.
Dialog Testsieger der Gesamtstudie, Zurich und HDI auf den Plätzen 2 und 3
Dialog erfüllte die gesetzten Kriterien insgesamt am besten und wurde Testsieger, gefolgt von Zurich und HDI. Die Dialog punktete dabei mit der höchsten Transparenz und guten Leistungen zu angemessenen Preisen. Zurich überzeugte durch gute Ergebnisse über alle Testkategorien hinweg, HDI wiederum bot die besten Konditionen im Test.
Die Detailergebnisse der Studie sind gegen eine Schutzgebühr von 1.150 EUR zzgl. MwSt. bei der DtGV (info@dtgv.de) erhältlich.
The post Berufsunfähigkeitsversicherungen: Test von Konditionen, Transparenz & Komfort und Kundendienst appeared first on DtGV.